Juli 2024

Der Preis für Veränderung

Elfi Rodatos habe ich während meiner Tätigkeit in einem medizinischen Fachverlag kennenlernen dürfen. Sie ist dort Redakteurin der renommierten Zeitschrift „Der Heilpraktiker“. Wir waren uns gleich sympathisch, haben wir doch ähnliche Interessen, was die Anwendung von Mikronährstoffen betrifft. Vor allem auf LinkedIn veröffentlicht Elfi Content, in dem sie u.a. ihr breites berufliches Spektrum im Bereich ganzheitliche Gesundheit beweist. Besonders hat mich folgender Post inspiriert, der auch als Namensgeber für diesen Beitrag diente:

https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7216335282772602880/

Elfi erzählt mir, wie sie als Tochter eines Hausarztes nach dem Humanbiologiestudium in die komplementäre Medizin einstieg. Nach der Ausbildung zur Heilpraktikerin fühlte sich sich noch nicht erfahren genug, um zu praktizieren. Nach der intensiven Tätigkeit bei Biovis in der Labortestauswertung verhinderte dann die Corona-Krise eine Praxisgründung. Schließlich nahm sie die Redakteursstelle für das älteste deutschsprachige Naturheilmagazin an (2023 waren es 90 Jahre). Vor allem die Recherche von fruchtbaren Themen für interessante Artikel macht ihr viel Freude.

Umzüge und berufliche Veränderungen zehren an den Kräften

Als Ehefrau und Mutter von zwei Kindern, durch Umzüge, familiäre und berufliche Belastung landete sie im Burnout. Das war der Punkt, an dem sie bereit war für Veränderung. Die bereits bewilligte Reha zur Erholung sagte sie dann unerwartet ab. Zum großen Erstaunen aller Beteiligten hatte sie sich selbst von der chronischen Erschöpfung heilen können. So etwas kommt eigentlich nie vor!

Bloß keine Diät!

Parallel dazu nahm Elfi 35 kg Gewicht ab, um die bereits stark strapazierten Gelenke zu entlasten. Nach der Diagnose Hashimoto arbeitete sie mit Simone Kochs Buch „Schlank und voller Energie mit Hashimoto“ und ermittelte durch Auslassungsdiät und Testungen eine sättigende, proteinreiche Ernährung für sich. Sagenhafte 35 kg waren weg, ohne dass sie eine Diät gemacht hätte! Lange Wanderungen halfen ihr dabei, die Muskulatur aufzubauen und den Stoffwechsel zu stärken. Die Autorin und Ärztin Simone Koch ist selbst Hashimotobetroffene, die ihren Weg aus Übergewicht und Autoimmunkrankheit gefunden hat. Das Buch ist sicherlich für alle Frauen hilfreich, die Entzündungen entgegenwirken wollen.

Hashimoto zerstört Schilddrüsen

Durch das eigene fehlgeleitete Immunsystem wird Schilddrüsengewebe zerstört und Phasen von Hyperaktivität wechseln sich ab mit Unterfunktion bis irgendwann die Schilddrüse darnierliegt. Eine Krankheit, die die Schulmedizin kaum zu therapieren weiß, aber wo gerade die komplementäre Medizin sehr viele Ansätze bietet. In fortgeschrittenen Stadien sind Betroffene kaum mehr fähig, ihren Alltag zu bewältigen, langfristige Krankschreibungen sind an der Tagesordnung. Da sind extreme Gewichtszunahmen nur ein Teil der Belastung, am meisten wiegt die chronische, tiefe Erschöpfung. 

Elfi setzte all ihr Wissen und ihre Erfahrung ein, um sich ganzheitlich selbst zu therapieren. Und das mit sichtbarem Erfolg. Das schöne Kleid, was sie auf ihren Bildern trägt, spiegelt ihre neu gefundene Lebensqualität und -freude wieder. Davor waren aber harte Jahre durchzustehen, mit viel Konsequenz und Unterstützung durch ihren Mann, ohne die es nicht gegangen wäre. Immerhin konnte sie ihr Gewicht schon 2 Jahre lang halten, wobei sie in den vergangenen 1,5 Jahren optisch noch einmal deutlich schlanker geworden ist.

 „Nährstoffmangel ist für den Körper wie Verhungern“ Elfi Rodatos

Dass Mikronährstoffe bei dieser Heilung eine wichtige Rolle spielten, bestätigte mir Elfi gern, mindestens 50 % unserer Gesundheit hängen von guter Ernährung, einem optimalen Darmzustand und geeigneter Supplementierung ab. Aber der Mensch ist so viel mehr als nur ein materielles Wesen. Auch unsere seelisches Gleichgewicht und unser Streben nach spiritueller Erfüllung darf nicht vernachlässigt werden.

Wissenschaft als Basis

In der DDR geboren, von Agnostikern aufgezogen (die Mutter als Lehrerin auch in naturwissenschaftlichen Fächern ausgebildet), war Elfi jahrelang sogar in Kontakt mit Christen in Gemeinden, ohne dass sie der Glaube angesprochen hätte. Der historische Materialismus des deutschen Ostens ist heute noch tief in die Menschen eingeprägt. Völlig untypisch für die Familie interessierte sich Elfi früh für Spirituelles und ist bis heute, z.B. in Selbsterfahrungsgruppen mit holotropen Atemübungen aktiv. Für mich ist die Vorstellung von tranceähnlichen Zuständen oder Arbeit mit dem Unterbewusstsein etwas völlig Fremdes. Elfi versucht jedoch immer, Wissenschaft mit Inspiration zu verbinden. Sie hat so ihre eigene Mitte gefunden und kann sich mittlerweile gut emotional abgrenzen, um für sich und ihre Familie stabil zu bleiben.

„Kraft muss man dort hinlenken, wo man sie haben will“ Elfi Rodatos

Elfi betont, wie wichtig es ist, sinnvolle Prioritäten zu setzen. So sehr Veganismus für sie aus ethischer Sicht wünschenswert wäre, so funktioniert diese Ernährungsweise für sie nicht. Sie setzt die Gesundheit an erste Stelle, um zu schauen, wieviel Nachhaltigkeit dann noch möglich ist. Jede Art von Veränderung muss in die Lebenssituation eingebettet werden. So hält sie es für nicht zielführend, jemandem ein Rezept überstülpen zu wollen. Das geht einerseits im Bereich Ernährung nicht, weil Menschen genetisch zu verschieden sind (die für alle passende Makronährstoffzusammensetzung ist ein Mythos). Das gilt andererseits auch für die Burnoutprävention, weil die familiäre Situation eine höchst individuelle Rahmenbedingung ist. Insbesondere der Partner und seine Bedürfnisse müssen in der Therapie mitberücksichtigt werden.

„Ich mache etwas nur, wenn es wirklich wichtig ist“ Elfi Rodatos

Was mir besonders imponiert hat, dass Elfi zu keiner Zeit eine Opferrolle eingenommen hat. Es ist ihre Überzeugung, dass es immer einen Weg gibt, den es zu finden gilt (der dann aber auch gegangen werden muss). Lösungen auf dem silbernen Tablett hat sie nicht parat, sondern sie unterstützt beim konsequenten Aussortieren von negativen Lebensmustern, die nur unnötig Kraft kosten. Ergänzt wird das durch Einführen von positiven Lebensmustern, die Kraft und Energie freisetzen. Lebensträume können wieder verfolgt werden.

 

Die Schildkröte auf dem Rücken ist ein schönes Bild für eine verfahrene Situation, in der man Hilfe braucht.

 

Prioritäten sorgfältig wählen

So sehr Elfi die Arbeit an dem „Heilpraktiker“ begeistert, so sehr wünscht sie sich, Müttern durch Coaching aus der Burnoutfalle zu helfen und das mit dem Anspruch, individuell und auf das nahe Umfeld zugeschnitten zu therapieren. Die Zukunft wird zeigen, ob ihrem Coachingkonzept viel Zuspruch beschieden sein wird. Vielleicht schreibt sie ja auch ein Buch über ihre Erfahrungen?

 

Das Titelbild zeigt Elfi Rodatos, wie sie mir einen ihrer Lieblingsorte zum Erden zeigt.

Back to the Roots

Im Wohnzimmer meiner Oma mütterlicherseits gleich neben der Anrichte hing in den 80er Jahren ein Kalender mit dem Spruch: „Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen tiefe Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel“. Der Gedanke, Flügel zu bekommen, gefiel mir so sehr, dass ich den Sinnspruch abschrieb, wobei ich ihn all die Jahre nicht vergessen konnte. Heute lege ich mehr Wert auf tiefe Wurzeln.

So ungefähr sah die Anrichte aus.

https://bloomoose.de/2020/11/10/fotografierst-du-noch-oder-knipst-du-schon/

Alle paar Jobelperioden überlege ich mir, welche Weichenstellungen der Vergangenheit ich mittlerweile für falsch halte, welche Irrwege ich korrigieren müsste und welche neuen Ziele ich ins Auge fasse. In den vergangenen Monaten habe ich viel in diese Richtung nachgedacht und Türen geschlossen, wodurch sich neue auftaten. Uralte Freundschaften ruhen, andere sind entstanden oder neu erblüht. Denkverbote müssen auf den Prüfstand, damit Freiheit sich manifestieren kann.

Die Idee, dass man mehrere Leben Zeit hat, um den richtigen Weg zu finden, halte ich für gefährlich falsch. Gehen wir von einem einzigen Leben aus und davon, dass wir gar nicht so viele Jahre haben, um zu suchen, auszuprobieren, zu reflektieren und dann den Kurs zu korrigieren. Die Zeit vergeht wie im Flug, der Alltag verbraucht zu viel Energie, Banales drängt sich vor. 25 Jahre braucht man, um erwachsen zu werden und dann verstrickt man sich vielleicht noch 25 Jahre lang in Oberflächlichkeiten. Sind die flatterhaften Flügel in Wirklichkeit Krücken, Kompensation, Täuschung? Kann man 50 Jahre und länger befreundet (oder gar verheiratet) sein und derart aneinander vorbeileben? Ohne Bitterkeit muss ich sagen, ja, das ist leider möglich. Und ich habe Frieden darüber, weil ich weiß, dass es auch wieder Zeiten geben wird, wo die Wege wieder zusammenlaufen.

Wenn ich heute auch nicht mehr das Fliegen anstrebe, so fühle ich mich geerdet wohler denn je. Enttäuschung ist das Ablegen von Täuschung. Es ist ein Gewinn, es hilft, Frieden zu machen mit den eigenen Fehlern, die Fehler der anderen sind nicht meine Angelegenheit. Ein Blick auf die Diskussionen in den Social Media zeigt: Wir urteilen viel zu schnell, ohne nachzufragen, ohne innezuhalten, reflexartig. Dabei täte es not, dass wir uns Raum schenkten, um uns auch in unseren Irrtümern wieder neu zu orientieren und über Brücken zu gehen und uns wieder zu finden. Vielleicht nach Jahren, aber mit offenen Armen. Weil wir wissen, dass wir selbst falsch lagen oder gefährdet sind, irgendwann in der Zukunft falsche Schlüsse zu ziehen.

Der Gingko-Baum im Friedhof St. Georgen musste ein paar Blätter lassen.

Denn meine Mutter liebte Gingkoblätter.

Begonnen hat mein Umdenken, als ich als Christin etwas geradezu Revolutionäres getan habe, indem ich die Bergpredigt zum ersten Mal als einen Lebensentwurf gelesen und in mein Herz geschlossen habe. Gesetzlichkeit oder Religiosität haben hier keinen Platz, geistlich arm sein ist die erwünschte Herzenshaltung. Es geht nicht um schöne wohlklingende Worte, von der Feindesliebe beispielsweise, hier findet Transformation statt, und dazu braucht es den Mut der Verzweiflung.

Back to the Roots heißt für mich, den ausgetretenen Mittelweg zu verlassen und den schmalen Pfad zu suchen, auch wenn Gratwanderungen temporäres Scheitern beinhalten. Vermeintliche Sicherheiten loslassen, Korrektur zulassen, lernen. Und streckenweise muss man alleine gehen, um zu sehen, wieviel tiefer man noch schürfen muss. Aber immer gibt es auch Begegnungen mit Menschen, die sich genauso der persönlichen Weiterentwicklung verschreiben.

Was hat das aber mit diesem Blog zu tun? Ich habe hier ganz viel ausgemistet, was meinem neuen Anspruch nicht genügt. Viele Beiträge habe ich gelöscht, weil sie nicht mehr zu meinem Lebensthema passen. Vielleicht werden noch ein paar verschwinden, wenn neuer Content kommt. Das ist zwar nicht der Zweck von solchen Blogs, aber Regeln muss man überdenken und ggf. brechen. Ich hoffe, dass ich in der Zukunft interessante Inhalte posten kann, die nur am Rand mit Fotografie oder Bildern zu tun haben, sondern vor allem durch Geschichten von Entwicklung und Transformation inspirieren.

 

Das Titelbild zeigt eine Hausmauer im Kreuzstein in Bayreuth.

Pragissimo!

Seit März 2020 habe ich es nicht mehr geschafft, nach Prag zu reisen. Dabei ist die meines Erachtens aufregendste Landeshauptstadt unserer Nachbarländer, von meiner Residenz nur eine 3-stündige Flixbusfahrt entfernt. Ich nehme es mir fest vor, bald in so ein grünes Gefährt zu springen, am Busbahnhof Florenc in die gleichnamige U-Bahn zu steigen und entspannt lächelnd in die Innenstadt zu gleiten. Nächster Halt: Karlsbrücke.

Dort springen fotogene Tibetmönche einem vor die Kamera oder das Handy und Besucher aus Israel mit Kipa und Tichel sind in Fotolaune. Wie praktisch ist es, über die Brücke zu flanieren und die ganze Welt zu treffen!

Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, František Kollmann zu erleben, den legendären Personenschützer von Václav Havel, der leider im vergangenen Jahr (2023) im Alter von 76 Jahren gestorben ist. Auf den Bildern sieht man, wie eine seiner typischen Grafiken mit Mischtechnik, mithilfe von Tusche, Kaffee, Bier oder Asche entsteht. Seine Lieblingsmotive waren Samuraireiter und Segelschiffe. Den Abend werde ich nie vergessen, auch wenn ich kein Wort verstanden habe. Umso mehr konnte ich mich auf sein Malen konzentrieren, und war fasziniert, mit welcher Leichtigkeit „Franta” beidhändig Fantasiewelten entstehen ließ.

Als Bayreutherin habe ich den großen Vorteil, dass wir hier einen der ältesten noch in Gebrauch befindlichen jüdischen Friedhof Europas besitzen. Ein Kleinod, durch das der Vorsteher der israelitischen Kultusgemeinde Felix Gothart seltene, aber umso faszinierendere Führungen macht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Bayreuth)

Aber der alte jüdische Friedhof in Prag ist unvergleichlich und einzigartig. Viele Gräberschichten übereinander gestapelt wirken die Steine, wie wenn sie tanzen oder torkeln.

So viele Orte es gibt, die aus der Vergangenheit Geschichten erzählen, so ist Prag doch auch eine moderne Stadt mit lebendiger Architektur. Gefühlt jeder zweite hat hier Kunst studiert oder zumindest Ambitionen in diese Richtung. An vielen Ecken gibt es etwas zu entdecken, hochkarätige Ausstellungen, Kunstgewerbe, atemberaubende Häuser (das tanzende Haus, Ginger and Fred, s. Bild unten) bis zum sich in vielen Scheiben rotierenden Kafka-Kopf von David Černý. (s. Titelbild).

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Kafka-Kopf

https://de.wikipedia.org/wiki/Tanzendes_Haus