Schwarz-weiß geht immer ;)
Böse Zungen raten: „Wenn ein Bild nichts geworden ist, mache es schwarz-weiß“. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Auch meine Überschrift ist ironisch gemeint. Ein schlechtes Bild kann auch nicht gerettet werden, wenn es in monochrom umwandelt wird. Dann wiederum gibt es Motive, die gerade durch ihre Farbigkeit wirken, z.B. ein Blumenstrauß. Aber ein Körnchen Wahrheit ist auch hier zu finden, viele Motive werden interessanter, wenn sie entsättigt werden.
Was früher zu Zeiten von Negativ- und Diapositivfilm eine Einschränkung war, weil Farbfilm entweder noch nicht vorhanden oder teuer war, ist heute oft ein Stilmittel, die Reduktion auf Graustufen nimmt den Farben die Vorherrschaft im Bild und arbeitet Strukturen und Formen heraus. Oftmals wirken die Motive dadurch ausdrucksvoller oder gar dramatisch (starker Kontrast spielt eine wichtige Rolle dabei).
In meinem Urlaub Anfang März 2016 habe ich mit meiner Kompaktkamera aus der Hüfte heraus Bilder von orthodoxen Juden im Jerusalemer Bezirk Me´a She´arim fotografiert. Ich hatte das natürlich vor dem Urlaub schon recherchiert. Es gibt große Schilder, die am Eingang des Viertels hängen und warnen, sich in kurzen Hosen und Tops zu nähern. Also trug ich lange Hosen und lange Ärmel und eine Baseball Cap, um mich zu tarnen. Man ist also dort als Tourist nicht erwünscht und wird teilweise argwöhnisch beäugt. Deshalb wanderte ich wie gedankenverloren herum und nahm meine Kamera praktisch nie ans Auge. Ich hatte keine Ahnung, ob irgend ein Bild richtig fokussiert sein würde. Aber wie man sieht, waren dann doch gelungene Aufnahmen dabei.
Als ich eines der Fotos farbig in Facebook postete, schrieb jemand, dass es schwarz-weiß besser sei, da authentischer. Wahrscheinlich kommt diese Sichtweise daher, dass man diese Motive so gewohnt ist und deshalb so erwartet. Original ist die Welt natürlich in Farbe, Graustufen sind schon wieder eine Stufe hin zur Abstraktion. Gerade die bunten Plakate, Schaufenster und Autos lenken ab von den überwiegend dunkel bekleideten Männern und Frauen.
Die meisten meiner Bilder sind sonst eigentlich farbig, manche werden zunächst in schwarz-weiß umgewandelt, aber dann nachgetont, aber es gibt Situationen, in denen ich erleichtert bin, wenn ich die Farben verwerfen kann, z.B., wenn Hauttöne schwierig zu korrigieren sind. Das kommt meist bei ungünstigen Lichtsituationen zustande, wenn es zu düster war oder grünliche Leuchtröhren die Szenerie verfärbten.
Die Faszination von Street Photography in schwarz-weiß ist bei mir jedoch ungebrochen, auch wenn ich nur im Urlaub dazu komme. Einer meiner Lieblingsfotografen, der ein Meister dieses Sujets ist, hat hier seinen Blog, Olivier Duong:
Hi Pam.
die Bilder der orthodoxen Juden geben die Wirklichkeit wieder.
Genau so sind meine Erinnerungen an meinen Besuch in Israel.
Der Text spiegelt u. a. die Probleme der hier gelungenen schwarz-weiß Bilder wider.
Vielen Dank für die informativen Ausführungen!
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