Es werde Licht
Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung, der Profi sorgt sich ums Geld und der Meister sorgt sich ums Licht. Ich fotografiere nur. Vernon Trent
Diesen immer wieder gern zitierten Spruch möchte ich meinen Gedanken zu verschiedenen Lichtsituationen voranstellen.
Der Einfachheit halber nehmen wir einfach an, wir seien noch nicht in dem Stadium angekommen, wo wir einfach fotografieren wie Vernon Trent, sondern, dass wir uns noch um Qualität und Setzung von Licht Gedanken machen müssen. Genug Geld und eine adäquate Ausrüstung haben wir hoffentlich an der Hand. Praktischerweise gibt man nicht so viel Geld am Anfang aus, man kann auch mit einer günstigen Systemkamera und einer lichtstarken günstigen 50er Optik tolle Sachen zustandebringen.
Wie man auf dem Beitragsbild erkennen kann, ist das Model innerhalb weniger Minuten auf zwei völlig verschiedene Arten aufgenommen worden, einmal bei natürlichem Fensterlicht und einmal vor weißem Hintergrund mit großer Octabox und Blitz von rechts oben.
Das künstliche Studiolicht ist flächig und so intensiv, dass sich eine Blende von 8+ anbietet und sich eine entsprechend große Tiefenschärfe ergibt. Unser Model wird vor weißem Hintergrund freigestellt wie Meister Propper, mit hoher Körperspannung posierend und aufgedrehtem Mittenkontrast nachbearbeitet, traut man dem Mann die Rettung der westlichen Welt zu – mindestens.
Das andere Bild ist weich – bei Blende 1,4 sind nur die Augen im Fokus – es zeigt die Person entspannt sitzend, die Farben sind warm und der Hintergrund verschwommen. So ein Bild könnte man in den einschlägigen Partnerschaftsportalen hochladen und hätte gleich Hunderte Interessentinnen, nur als Beispiel, der Mann hat das gottseidank nicht nötig.
Der Einsatz des Lichts hat also einen großen Einfluss auf die Bildwirkung und ist eine Frage des Geschmacks. Für viele Menschen ist Studiolicht zu intensiv, sie fühlen sich zu stark ausgeleuchtet. Dann ist eine Fotosession in der untergehenden Sonne eindeutig vorzuziehen. Falls das nicht geht, kann man auch einen dunkleren Studiohintergrund verwenden und das Licht so dosieren, dass man bei offeneren Blenden arbeiten kann. Ein unscharfer Hintergrund in einem Home Shoot ist aber als zusätzlicher Hingucker nicht zu verachten.
Vielen Dank an Markus Krauthäuser, der mir die Veröffentlichung seiner Porträts erlaubt hat.
Ich finde fotografieren im Studio einfacher – man kann sich ja immer die Lichtsituation schaffen, die man haben möchte. Die Bilder sind dann perfekt ausgeleuchtet, irgendwie aber auch langweilig, daher fotografiere ich viel lieber draußen in der Natur oder on Location. Da ist es mal bewölkt, mal sonnig, man hat die schwierige Mittagssonne oder das schöne Abendlicht, dunkle Räume oder Kunstlicht – finde ich wesentlich reizvoller.